Historischer Verein Waldfeucht e.V.
Hist-Waldfeucht.de/Aus den Ortsgeschichten
Geschichte der Gemeinde und seiner Ortschaften
Funde von Steinwerkzeugen, die in unserem Museum ausgestellt sind und Siedlungsspuren zeigen, dass mindestens seit 4000 v. Chr. Menschen im Gebiet der Gemeindegebiet Waldfeucht leben.
Zur Zeit der Kelten lebte in unserer Gegend das Volk der Eburonen. Diese wurden im Jahre 52 v. Chr. von den Römern unter Julius Cäsar besiegt und weitestgehend vernichtet.
Die meisten Ortschaften der Gemeinde sind im 6./7. Jahrhundert als fränkische Siedlungen entstanden.
Als erstes nachgewiesene Steingebäude der Gemeinde Waldfeucht entstand um das Jahr 800 eine fränkische Saalkirche, die heute noch zu Teil den Kern der St. Lambertus Kirche in Waldfeucht bildet.
Brüggelchen
1147 wird Brüggelchen als Brugele, das heißt sumpfige Niederung (vgl. Bruch), erstmals urkundlich erwähnt1). Der Bolleberg (Motte) ist sehr wahrscheinlich mit dem 1144 erwähnten Besitz der Siegburger Probstei zu Millen in Brüggelchen gleichzusetzen ist. Die Burg war Lehen der Mannkammer Altena in Waldfeucht. Im 14. Jahrhundert nannte sich ein Zweig der Herren von Aldenhoven nach diesem Sitz "von Brüggelchen". Nach dem 14. Jahrhundert gibt es keine schriftlichen Überlieferungen mehr 2) Bis 1850 ist an der Stelle der Vorburg der Tilder Hof nachgewiesen.
Frilinghoven
1147 wird Frilinghoven als Vrilenhove erstmals urkundlich erwähnt. 1277 ist der Name Vrilinchovin belegt. Der Name kann als „Hof des Frilo“ oder „Hof eines Friling (= Freien)“ gedeutet werden1).
Haaren
1217 wird Haaren als Hare erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname kann auf einen Hag oder eine Anhöhe hinweisen. 1328 erfolgt eine weitere urkundliche Erwähnung, als zehn Bischöfe in Avignon einen Ablassbrief für die Haarener Kirche St. Jans-Klus unterzeichnen1).
Bocket
1276 wird Bocket als Bucholte, das heißt Buchengehölz, erstmals urkundlich erwähnt1).
Obspringen
1170 wurde Obspringen erstmals urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet „auf den Quellen“ 1).
Hontem, Braunsrath
1202 wird Hontem als Huntheym, das heißt Heim des Hunto, zusammen mit Braunsrath erstmals urkundlich erwähnt1).
1277 wird Selsten als Selsteiden, das heißt Stelle in der Niederung, Löcken als Lucken, das heißt Luke, Lücke oder Lichtung, und Schöndorf als Schondorp, das heißt schönes oder schiefes Dorf, erstmals urkundlich erwähnt1).
Waldfeucht
Waldfeucht wird als Watfuthe mit Braunsrath als Brunsrode 1240 erstmals urkundlich erwähnt.
Dirk III., Herr von Altena, schenkt den Cauliten von Sint-Elisabethsdal in Nunhem den dritten Teil des Zehntels von Maasbree mit der Schirmherrschaft über die dortige Kirche, siebzehn Bunderland in Stevensweert, eine jährliche Strafe von zwölf Malder-körnern, einen Jahreszins von dreißig Schilling Kölner aus seinem Land in Heel und eine halbe Mark aus dem kleinen Zehntel von Maasbree für Kleidung, eine jährliche Beteiligung von 30 Schillingen Köln aus dem Fischereirecht in Woudrichem für den Kauf von Wein und dort 2000 Heringe, eine Bunkerwiese in Kessenich für den Unterhalt der Pferde und seinen Anteil an den Patronatsrechten der Kirchen von Watfuthe (Waldfeucht) und Brunesrode (Braunsrath). Gleichzeitig weist er den Kauliten das St. Elisabethtal mit all seinen Anhängen sowie den gesamten Wald in der Nähe zu und gibt ihnen den Nießbrauch der Wälder von Roghelabroc und Ghesthele sowie in den Gemeindeländern Buggenum, Nunhem, Roggel und Haelen3)
Die Legende besagt, dass das Kloster Sint-Elisabethsdal bei Nunhem im Jahre 1240 auf das Gelübde von Dirk van Altena, gegründet wurde, der 1211 auf einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela schwer erkrankte. Er wurde im Kloster Val des Choues in der Nähe von Dijon gepflegt. Bei der Gründung der Stiftung schenkte Herr Dirk van Altena den Mönchen zahlreiche Rechte, darunter ein Drittel des Patronatsrecht an den Kirchen von Watfuthe (Waldfeucht) und Brunesrode (Braunsrath)
Dirk von Altena war der Schwiegervater von Willem I van Horne und hat ihm (da er wohl keinen männlichen Nachfahren hatte) das Land von Altena vererbt. Seitdem nannten sich die Herren von Horn auch Herren von Altena4)
Der Chronist Jacobus Kritzraedt (1602 – 1672) schrieb: Gegen 1202, als ein schwerer Krieg zwischen Holland und Brabant entstanden war, kamen zwei Gebrüder, Walther und Johannes, Ritter von Vucht aus dem Maaslande bei 's-Hertogenbosch verheert und verderbt in die Gegend. Sie erhielten den "Ort" von den Grafen von Geldern zum Lehen. Da Sie aber von den angrenzenden Herren von Falkenberg angesprengt worden, haben sie den Platz mit einem Walle und fester Burg, davon noch heute die Fundamente zwischen Nord und Ost zu ersehen, umgeben und von jenem Vucht da sie herkamen Waldvucht genannt.
Ob diese Aufzeichnung der Wahrheit entspricht kann bezweifelt werden, denn es wurde bis heute kein dokumentierter Nachweis der Ritter von Vucht gefunden. Als letzter hat sich Martien van Asseldonk in seinem Artikel im Heimatkalender 2021 mit dem Thema befasst. Wie die oben abgebildete Infotafel an der Kirche zeigt, hat es zu jener Zeit weitere Bautätigkeiten an der Kirche gegeben, woraus sich auf eine starke Entwicklung in der Zeit um 1200 schließen lässt.
Grundherren von Waldfeucht waren im 13. Jahrhundert die Herren von Altena und Horn. Namentlich überliefert wird 1240 ein aus diesem Hause stammender Dietrich. Dessen regionaler Sitz dürfte der Hof (curia) Elte gewesen sein, der 1277 als berechtigt im Havertwald (heute Echterbusch/NL) verzeichnet ist.
1341 erhielt eine Schwiegertochter von Dietrich II. von Heinsberg die Herrschaft Waldfeucht. Im Jahr 1363 kommt diese zusammen mit Gangelt und Millen als Pfand an den Herzog Eduard von Geldern, der alle drei 1364 an den Grafen Johann von Moers weiterverpfändete. Die Grafen von Moers verkauften Waldfeucht 1378 an Herzog Wenzel von Brabant. 1) Er begann umgehend mit der (Neu) Errichtung der Stadtbefestigung. Die Burg, die wahrscheinlich als Adelssitz aus einer hochmittelalterlichen Niederungsburg oder Motte entstand, wurde dabei in die Umwallung einbezogen. Die Anlage bildet zugleich den nördlichsten Bereich der Stadtbefestigung (Abb. 1). Schaut man sich den Waldfeuchter Grundriss an, deutet dieser auf eine ältere Entstehung der Burg: Die ansonsten kreisförmige Umwallung läuft an der Burg nahezu spitzwinklig zusammen. Bei einer gleichzeitigen Errichtung wäre dies wohl anders gelöst worden. Zusätzlich zum Wassergraben sicherte man die Wälle mit Dornenhecken. Zudem sollten die Anlieger der Wallparzellen ihre Scheunen und Ställe bis an den inneren Wallweg bauen, wodurch deren Wandfront einer Stadtmauer glich (Abb. 2).
Abb. 1 Abb. 2
Zu dieser Zeit wurde die Befestigung von den Schützen bewacht, die auch die Stadttore sicherten. Die Sebastianus Schützen wurden erstmals 1433, die St. Johannes Baptist Schützen 1525 erstmals urkundlich erwähnt und sind sicherlich schon viel früher entstanden.
Die Sebastianus Schützen hatten die Fischrechte im Wallgraben, die einmal im Jahr abgelassen wurden. Die Fische versteigerte man, um das Schützenwesen finanzieren zu können.
Schon bald scheint die neue Wallgrabenanlage ihre erste Bewährungsprobe bestanden zu haben. 5)
Die Herren von Brabant verteidigten den Besitz in einer 1386 begonnenen Fehde erfolgreich gegen Gelderner, Heinsberger und Jülicher Ansprüche. Schließlich übergab Herzog Johann von Brabant im Jahr 1420 die Herrschaft an Johann I., Herr von Heinsberg, als erbliches Lehen1)
Nach dem Aussterben der männlichen Heinsberger Linie ging Waldfeucht 1484 an das Herzogtum Jülich und wird in dem Jülischen Amt Millen eingegliedert. 1)
In der Zeit der napoleonischen Besatzung 1797 bis 1815 gehörten die Mairieen Haaren Braunsrath und Waldfeucht zum Kanton Heinsberg im Département de la Roer.
Nach dem Wiener Kongress 1815 gelangt die Ortschaften der Gemeinde Waldfeucht mit dem Herzogtum Jülich zum Königreich Preußen. Waldfeucht wird Grenzort.
1935 wird das Amt Waldfeucht mit den Bürgermeistereien Braunsrath, Haaren, Saeffelen und Waldfeucht gebildet. Zu dieser Bürgermeisterei Haaren gehörten noch Brüggelchen, Driesch, Frilinghoven, Neuhaaren und Soperich.
1972 wird die Gemeinde Waldfeucht aus den Gemeinden des bisherigen Amtes Waldfeucht gebildet.
Josef Janßen
Quellenangabe:
1) Wikipedia
2) EBIDAT - Die Burgendatenbank (Markus Westphal)
3) Het Digitaal Oorkondenboek van Noord-Brabant
4) De geslachten van Altena en Horne tot ca. 1300 Drs. T. Klaversma
5) Mit Graben, Wall oder Hecke befestigte Siedlungen im Kreis Heinsberg Von Markus Westphal Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2019
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